Ntschau 2
Gläserne Altarwand in der Klosterkirche Nütschau

Letzter Sonntag des Kirchenjahres

Die unterschiedlichen Namen dieses Tages zeigen unterschiedliche Aspekte auf, die zu ihm gehören: Totensonntag, Ewigkeitssonntag, Christkönigfest.

Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines lieben Menschen ersetzen kann, und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist doch zugleich ein großer Trost; denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere echte Gemeinschaft miteinander - wenn auch unter Schmerzen - zu bewahren.
Ferner: Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer die Trennung.Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt; dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.
Dietrich Bonhoeffer (Brief vom Heiligabend 1943 an Renate und Eberhard Bethge)

Du hast ein Recht auf deine Trauer
Du darfst dich deinen Verlusten widmen,
musst nicht verdrängen, was dich beschwert.
Du hast ein Recht, das abzutrauern,
was dich so tief enttäuscht hat,
und was du nicht ändern kannst.
Du hast ein Recht auf deine Tränen,
auf dein Schweigen,
auf deine Ratlosigkeit,
auf deine innere und äußere Abwesenheit.
Du musst nicht die/den Glückliche/n spielen,
nicht über den Dingen stehen.
Du hast ein Recht, die wegzuschicken,
die dich mit Gewalt aus deiner Trauer
herausholen wollen, weil deine Trauer
sie selbst bedroht.
Du hast ein Recht auf deine Trauerzeit.
Du hast ein Recht,
mit denen nicht reden zu wollen,
die dir ein schlechtes Gewissen machen
für deine Dunkelheit und Trauer,
die mit Sprüchen kommen
und dich mit diesen Sprüchen
unter Druck zu setzen versuchen.
Du hast ein Recht auf deine Trauerstille.
Du hast ein Recht, dich zu wehren
Gegen die, die dir sagen,
was Du fühlen darfst und was nicht,
die dich nicht als einzelnen,
sondern als Fall behandeln
und sich innerlich nicht wirklich
mit dir einlassen.
Vielleicht macht dich nichts so menschlich wie deine Trauer.
Über sie kann ein/e Trauernde/r sich dir nähern
Und auf Verständnis hoffen.
Trauern zu können ist eine Gabe.
Lass dir das Recht auf deine Trauer nicht nehmen.
Ulrich Schaffer, Grundrechte. Ein Manifest


Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind? …
Bedenkt, den eignen Tod, den stirbt man nur,
doch mit dem Tod der andern muss man leben.
Mascha Kaléko · „Memento“ · in: Verse für Zeitgenossen
Wir wollen dankbar sein dafür,
dass wir sie gehabt haben,
ja, auch jetzt noch besitzen;
denn wer heimkehrt zum Herrn,
bleibt in der Gemeinschaft der Gottesfamilie
und ist nur vorausgegangen.
Eusebius Hieronymus

Ich gehe weiter,
nur ein wenig weiter,
geh in Gottes Freude,
geh in Gottes Licht hinein.
Ich war für ein paar Jahre
dein Begleiter,
doch jetzt geh ich weiter,
um bei meinem Herrn zu sein.
Manfred Siebald

Große Hoffnungsbilder des christlichen Glaubens:

Danach sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Der frühere Himmel und die frühere Erde waren vergangen;
auch das Meer gab es nicht mehr.
Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,
von Gott aus dem Himmel herabkommen,
schön wie eine Braut, die sich für ihren Bräutigam geschmückt hat.
Und vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen:
»Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen!
Gott wird in ihrer Mitte wohnen; sie werden sein Volk sein –
ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein.
Er wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben,
kein Leid und keine Schmerzen,
und es werden keine Angstschreie mehr zu hören sein.
Denn was früher war, ist vergangen.«
Daraufhin sagte der, der auf dem Thron saß:
»Seht, ich mache alles neu.«
Offenbarung 21,1-5

Mein sind die Jahre nicht,
die mir die Zeit genommen;
mein sind die Jahre nicht,
die etwa mögen kommen;
der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in acht,
so ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryphius

Weiten Raum hast du vor mir geschaffen.
Psalm 31,9

Weite ist Ewigkeit in kleiner Münze.
Gerhard Engelsberger

Ich bin oft gefragt worden,
wie ich mir das Auferstehen vorstelle,
Ich stelle es mir nicht
in theologisch-dogmatisch bestimmten Bildern vor.
Aber in den Träumen erhalte ich Belehrung darüber.
Der Kern ist immer der gleiche.
Ich werde getötet,
erschrecke einen Augenblick und falle in eine dunkle Tiefe.
werde aber plötzlich von etwas Unsichtbarem aufgefangen
und finde mich in einem Licht,
das ich vorher nie sah.
Luise Rinser

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