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Ein Abend für Martin Luther King Ein Abend für Martin Luther King Beliebt

Die erste Spur unserer Reise führt uns in einen Gottesdienst in Chicago (ca. 1965-1967). Die kurze Sequenz zeigt Dr. Martin Luther King, Jr. und Mahalia Jackson, die Queen of Gospel.  
Seine Worte und ihre Lieder verbanden sich zu einer starken Stimme der Hoffnung für Veränderungen in den USA. King über Jackson: Eine Stimme wie diese gibt es nur einmal in tausend Jahren.
Der kurze Ausschnitt ist typisch. Das gemeinsame Singen, die lebendige Interaktion bei der Predigt, das miteinander Tanzen und Rufen prägten und prägen die geistliche Feier afro-amerikanischer Gottesdienste. King war nicht nur ein  begnadeter Prediger, er war auch ein begabter Sänger.  Die Spiritual- und Gospel-Musik machten seine Seele stark. Darum rief er an Tiefpunkten Mahalia Jackson an, sagte ihr "Ich muss die Stimme des Herrn hören." Und bat sie am Telefon: Sing mir ein Lied.
Seit ihrer ersten Begegnung während des Busstreiks in Montgomery verband sie eine tiefe Freundschaft, die auch darin zum Ausdruck kommt, dass sie ihn bei vielen Veranstaltungen der Bürgerrechtsbewegung durch ihren Gesang unterstützte. Bis zu dem bekanntesten gemeinsamen Auftritt bei der Abschlusskundgebung des Marsches auf Washington am 28.8.1963, bei der ihre freundschaftliche Verbundenheit besonders deutlich wurde.
King war fast am Ende seiner Rede. Es wollte aber kein Funke auf die 250.000 Zuhörer überspringen.  Mahalia Jackson, die hinter ihm saß, rief ihm darauf hin in einer kurzen Redepause zurief: „Tell ’em about the dream, Martin“. „Erzähl ihnen von deinem Traum!“
Und King ließ sich darauf ein. Es folgten die drei Minuten, die ihn weltberühmt machten. Die vier Worte, die bis heute Mythos sind. Wir werden die Rede in Ausschnitten gleich hören.

Wir haben unsere nachdenkliche Reise sehr persönlich angefangen. Ich möchte sie auch persönlich fortsetzen.
Als Kind hörte King zu, wie sein Großvater und sein Vater in der Eben-Ezer Baptistengemeinde in Atlanta predigten. Und träumte, „such a Baptist preacher“ zu werden - "so ein Baptistenprediger" zu werden.
Mit fünf Jahren bekam er ein weiteres Vorbild. 1934 nahm sein Vater am Baptistischen Weltkongress (BWA) in Berlin teil und engagierte sich in einer Arbeitsgruppe gegen Antisemitismus und Rassismus. Vom Werk und Schaffen Martin Luthers beeindruckt, nannte er sich und seinen Sohn Michael King jr. nach seiner Rückkehr in die USA nach dem deutschen Reformator Martin Luther King sen. bzw. jr.
Schon als Jugendlicher hatte Martin Luther King eine beeindruckende Art zu reden, konnte mit seiner Stimme Menschen fesseln. Mit 17 Jahren wird er Hilfsprediger seines Vaters.
Ich war etwa gleich alt, als Martin Luther King eine erste Spur in mein Leben legte. Als Schüler las ich Texte von King. Er faszinierte mich als Baptist und Friedensnobelpreisträger, war für mich als Wehrdienstverweigerer Vorbild in seinem Verzicht auf Gewalt.
Eine zweite Spur der Annäherung an King folgte für mich etwa 10 Jahre später. Ein befreundeter Sänger - Jan Vering - produzierte eine LP "Ich habe einen Traum" mit Texten von Martin Luther King und einem gemeinsamen Lied mit Coretta King, der Witwe von Martin Luther King. Sie erschien am 18. Februar 1982. Ende des Jahres wurde unser jüngster Sohn geboren, den wir nach Dr. King - Martin nannten.
Persönliche Worte von Coretta Scott King vom Beiheft dieses Musikprojektes werden wir am Ende des Abends hören.

Eine dritte Spur der nachdenklichen Reise begann für mich hier in Hamm.
Der Einsatz für Menschrechte gehört zu unseren tragenden Grundprinzipien als Baptisten. Entsprechend habe ich auf unserer neu gestalteten homepage eine Dokumentation zu Martin Luther King aufgebaut.
Mit ein Auslöser für die Gemeinde, sich tiefer auf das Denken und Wirken von M.L.King einzulassen, war eine Demo der Rechten am 20. Juli 2013, dem Tag des Widerstandes, die auf dem Weg vom Bahnhof zur Stadtmitte direkt vor unserem Gemeindehaus entlang zog.
Ich stand mit meine Frau vor unserer Kirche und sagte mir: Einmal und nicht wieder! Die Straße gehört nicht den Rechten und der Tag des Widerstandes schon gar nicht!
Seitdem engagieren wir uns im "Runden Tisch gegen Radikalismus und Gewalt". Vorbild für unser Handeln ist dabei Martin Luther King, den seine Frömmigkeit zum gesellschaftspolitischen Handeln führte.
Darum haben wir gerne die Patenschaft übernommen für die Gedenktafel an Martin Luther King im Friedenspark, die auf der Einladung zum heutigen Abend abgebildet ist.
Aus der Zusammenarbeit im Friedenspark entstand die Bodenplastik, die Jockel Reisner gestaltete und die wir im letzten Jahr vor unserem Gemeindehaus verlegt haben. Das Zitat darauf, aus der Friedensnobelpreisrede von Dr. Martin Luther King Jr begleitet mich seitdem und fordert mich immer wieder heraus, es bewusst nachzusprechen. "Ich glaube daran, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort haben werden."

Der Auftakt zum Gedenken an seine Ermordung vor 50 Jahren war für mich das Interreligiöse Friedensgebet in der Pauluskirche am Anfang des Jahres, mit Zitaten aus Kings Rede "Das Haus der Welt".
Je länger er predigte und als Anführer der Bürgerrechtsbewegung wirkte, desto stärker entwickelte sich seine Sicht auf eine friedliche und gerechte Welt.
Besonders in den letzten drei Jahren seines Lebens bestand die Zielrichtung des gewaltlosen Widerstands für King nicht nur in der Beseitigung einer rassistischen Gesetzgebung, sondern in der Errichtung einer neuen Gesellschaft der Liebe und der Gerechtigkeit, welche er als „Beloved Community" bezeichnete.
Entschieden rief er zum Kampf gegen die „drei zusammenhängenden Übel von Rassismus, Armut und Krieg“ auf. Und entwickelte sich damit in den USA immer mehr zu einem unbequemen Helden.
Bezeichnend hatte er am Abend vor seiner Ermordung in Memphis auf einer Versammlung streikender Müllabfuhr- und Kanalisationsarbeiter gesprochen. Hatte ihre Forderung nach mehr Lohn und besseren Arbeitsbedingungen unterstützt.
Auch von dieser letzten Rede werden wir heute Abend eine Lesung hören.

Eine letzte persönliche Spur der nachdenklichen Reise:
Kings langjähriger Wegbegleiter und Freund, Albert Abernathy, und sein Nachfolger als Präsident der Southern Christian Leadership Conference, ließ eine Gedenktafel anbringen vor dem Zimmer des Lorraine Motels in Memphis, Tennesee, vor dem King erschossen wurde, mit einem Zitat aus Genesis 37,19-20
Sie sprachen untereinander: Seht, der Träumer kommt daher!
So kommt nun und lasst uns ihn töten und in eine Grube werfen und sagen, ein böses Tier habe ihn gefressen; so wird man sehen, was seine Träume sind.

Mit den Beiträgen der Lesung heute Abend wollen wir dazu beitragen, dass seine Träume weitergehen!

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Erstelldatum24.04.2018 11:10:23
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