Abschied • Trost • Trauer
Alles hat seine Zeit,
für alles, was geschieht in der Welt, in unserem Leben, gibt es eine bestimmte Stunde.
Wir wurden nicht gefragt, ob wir geboren werden wollten.
Es ist uns aufgegeben, uns hineinzuleben in die Welt, in unser Leben
und die uns eigene Bestimmung immer wieder neu zu suchen,
zu geben, was wir können, zu nehmen, was wir dürfen,
zu werden, die wir sind, - um eines Tages, wenn die letzte Stunde naht,
in der wir alle Lust und Last des Lebens lassen,
im Rückblick auf erfüllte Jahre als leisen Trost im Herzen zu verspüren:
Mein Leben habe ich gelebt.
Doch wirft der Tod auch schon in unser Leben seinen Schatten:
Mit jedem Abschied lassen wir ein Stück von uns zurück;
die Nacht der Trauer und der Tränen und das Gefühl nie endender Verlassenheit
bleibt uns bisweilen nicht erspart.
Und dennoch ahnt es in uns leise,
dass auch auf diese Nacht ein Morgen folgt,
der uns mit Licht umfängt und neuem Leben,
dass Tränen trocknen und die Klagelieder wieder heiteren Gesängen weichen,
dass frohe Feste uns als Gäste wiedersehen und Sinnenfreude uns zum Tanz belebt.
Gedanken zu Kohelet von Christa Spilling-Nöker; aus: Christa Spilling-Nöker, Jeder Augenblick zählt. Segensworte © Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG, Eschbach / Markgräflerland, 6. Auflage 2002
Unfassbar, was das Leben uns antut!
Unfassbar, was das Leben uns schenkt!
Mitten in diesem Widerspruch wohne ich.
aus: Antje Sabine Naegeli © Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG, Eschbach / Markgräflerland, . Auflage
Einschlafen dürfen, wenn man müde ist,
und eine Last fallen lassen dürfen,
die man sehr lange getragen hat,
das ist eine köstliche, eine wunderbare Sache.
(Hermann Hesse)
Auferstehung ist unser Glaube,
Wiedersehen unsere Hoffnung.
(Augustinus)
Der Abschied nicht für immer
der Tod hat nicht das letzte Wort
Ostern macht alles anders
Neuanfang und Wiedersehn.
Je schöner und voller die Erinnerung,
desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt
die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel,
sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
(D.Bonhoeffer)
Ich werde sie trösten;
ich verwandle ihre Trauer in Jubel;
ihren Kummer in Freude.
(Jeremia 31,13)
Menschen, die aus der Hoffnung leben, gehen weiter.
Menschen, die aus der Liebe leben, gehen tiefer.
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.
(Lothar Zenetti)
Siehe, um Trost war mir sehr bange.
Du aber hast dich meiner Seele
herzlich angenommen.
(Jesaja 38, 17)
Das einzig Wichtige im Leben
sind die Spuren der Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir weggehen.
(Albert Schweitzer)
Die Liebe jedoch,
sie hört niemals auf.
(1 Korinther 13,8)
Trösten ist eine Kunst des Herzens.
Sie besteht oft nur darin,
liebevoll zu schweigen und
schweigend mitzuleiden.
(Otto von Leixner)
Es ist ein großes und herrliches Wissen,
dass man einen neben und bei sich hat,
nicht teilnahmslos und hart,
sondern lebens- und liebevoll.
(Hermann von Bezzel)
Der Herr ist mit mir,
darum fürchte ich mich nicht.
(Psalm 118,6 )
Gott wird alle ihre Tränen abwischen.
Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit,
keine Klage und keine Quälerei mehr.
Was einmal war,
ist für immer vorbei..
(Offenbarung 21,4)
Gott nimmt uns die Last
des Lebens nicht ab,
aber er gibt die Kraft zum Tragen.
(Joh. Henry Newman)
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost was kommen mag.
Gott ist mit uns,
am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
(D. Bonhoeffer)
Gottes Wege sind dunkel,
aber das Dunkel
liegt nur in unseren Augen,
nicht auf Gottes Wegen.
(Matthias Claudius)
Als ich ganz unten war,
da zogst du mich hoch.
Als niemand mit mir sprach,
da hörte ich dich noch.
Als ich am Ende war,
da sagtest du mir,
dass das, was mir das Ende schien,
der Anfang sei bei dir.
(M. Siebald)
Erinnerungen…
… sind wie kleine Sterne,
die im Dunkel unserer Trauer leuchten.
Gott ist mächtig
Ist jemand unter uns, der seinem Lebensabend entgegengeht und den Tod fürchtet?
Warum diese Furcht? Gott ist mächtig!
Ist jemand unter uns, der über den Tod eines geliebten Menschen verzweifelt ist?
Warum verzweifeln? Gott kann die Kraft schenken, das Leid zu tragen.
Sorgt sich jemand um seine schlechte Gesundheit?
Warum sich sorgen? Komme, was mag. Gott ist mächtig!
Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer
als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken,
dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt.
Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen.
Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln -
zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit
Martin Luther King
Die Würde des Menschen,
das A und O - ist,
dass wir kommen und gehen müssen.
Es macht mich heiter,
dass ER bei uns ist bis zum Ende -
alle Tage, bis ans Ende der Welt.
Hanns-Dieter Hüsch
Abend
Der Ast vor meinem Fenster schüttelt sich, als ob er friert, als ob der kalte Abendwind ihm nicht behagt, der mir die letzten Glockentöne von den Türmen bringt und ein paar Wolkenfetzen heim ins Dunkel jagt. Die Schaukel auf dem Spielplatz gegenüber ist verwaist, doch noch nicht lang - sie ist noch warm und schwingt noch sacht, und unten in den Straßen fällt der Blechwurm röchelnd auseinander und verliert sich in der Nacht. Jetzt sagt man wohl: Es stirbt der Tag, weil man ihn nicht mehr sieht, weil man nicht denken mag, dass er nur weiter-zieht.
Doch er geht nur weiter, nur ein wenig weiter, steigt auf neue Berge, scheint auf neue Wälder und Seen. Er war für ein paar Stunden mein Begleiter, doch jetzt geht er weiter, und ich kann ihn nicht mehr sehn.
Wenn irgendwann, ob spät ob früh, erwartet oder unverhofft, mein Leben wie der Tag zu Ende geht, dann schneiden mir die Zeiger meiner Uhr von meiner Zeit die letzte Scheibe ab, ganz gleich, wie es um mich steht. Ob ich den letzten Atem mir in weißen Kissen hol, ob irgendwo in Staub und Blut am Straßenrand - ich weiß nicht, wie es sein wird, weiß nur, dass der Abschied einmal kommen muss, ob schmutzig oder elegant. Dann sagt man Wohl: Jetzt ist es aus, weil ich kein Wort mehr sag. Doch du, geh still nach Haus, und denk nur an den Tag.
Auch ich geh weiter, nur ein wenig weiter,
geh in Gottes Freude, geh in Gottes Licht hinein.
Ich war für ein paar Jahre dein Begleiter
doch jetzt geh ich weiter, um bei meinem Herrn zu sein.
Segen
Gott möge von seiner Heiterkeit ein Quentchen in uns hineinpflanzen, auf daß sie bei uns wachse, blühe und gedeihe, und daß wir unseren Alltag leichter bestehen. Daß er uns bewahre vor jedem Hochmut und vor jeder Bitterkeit, und daß er uns fähig mache, weiterhin zu glauben an seine Welt, die nicht unsere Welt ist, und daß wir nicht ersticken an allem Tand und eitlem Tun ...
Er möge uns behüten vor aller Besserwisserei und uns beflügeln, Freiheit und Phantasie zu nutzen, um Feinde in Freunde zu verwandeln. Er lösche langsam in uns jedes Vorurtei - langsam - denn wir stecken bis über beide Ohren voll davon.
Er schenke uns von seiner Vielfalt ein Stückchen Großmut und führe uns nicht in Haarspaltereien, Gedankenenge und Geistesnot. Er erhalte uns unseren Eigensinn, ihn nicht aus den Augen zu verlieren in unserer optischen Zeitspanne.
Wir bitten ihn, weiterhin unser Freund zu sein, der immer uns übrigbleibt, in aller Finsternis und Unvernunft, wenn wir schier an allem und an uns verzweifeln.
Er sei mit uns, wenn wir unter den Verlierern sind, und gebe uns die Kraft zu Demut, die Kraft, am Ende aufzustehen für einen neuen Anfang.
Wer anders könnte uns zu neuem Lachen führen, zu neuer Hoffnung und Freude, immer wieder, nach Tausenden von Jahren?
Hanns-Dieter Hüsch
Irischer Segen
Nicht, dass keine Wolke deinen Weg überschatte,
nicht, dass Dein Leben künftig ein Beet voller Rosen sei.
Nicht, dass Du nichts bereuen müsstest;
nicht, dass du niemals Schweres empfinden solltest.
Nein, das wünsche ich Dir nicht.
Mein Wunsch für dich lautet:
Dass Du tapfer bist in den Stunden der Prüfung;
wenn andere Kreuze auf deine Schulter legen.
Wenn Berge zu erklimmen und Klüfte zu überwinden sind;
wenn die Hoffnung kaum noch schimmert.
Dass jede Gabe, die Gott dir schenkt, mit dir wachse.
Und sie dazu diene, denen Freude zu schenken, die Dich mögen.
Dass Du immer einen Freund hast, der es wert ist, so zu heißen.
Dem Du vertrauen kannst.
Der Dir hilft, wenn Du traurig bist.
Der mit Dir gemeinsam den Stürmen des Alltags trotzt.
Und noch etwas wünsche ich Dir:
Dass du in jeder Stunde
der Freude und des Schmerzes
die Nähe Gotttes spürst.
Dass ist mein Wunsch für Dich
und für alle, die Dich mögen.
Das ist mein Wunsch für Dich
heute und alle Tage.
Glauben und Leben

Guter Gott,
wir stellen unseren Alltag in deinen Glanz.
Pflicht ruft, Arbeit wartet, Geschäft drängt.
Doch wir halten fest, was uns dein Wort verheißt:
Du stellst unsere Füße auf weiten Raum.
Du bereitest uns eine Ruhe, die nicht trügt.
Du schenkst uns eine Weite, in der wir uns nicht verlieren.
Alle Tage kommen aus deiner Hand, du säst unsere Zeit großzügig,
wie die Jungen ihre Zeit verschwenden in Zeiten der Liebe,
und die Alten kein Maß kennen im Spiel mit den Enkeln.
Du führst unsere Seele an die Quelle des Lebens,
geborgen sind wir in Abrahams Schoß. Das ist unser Erbteil Glanz,
unser Erbteil Weite, unser Erbteil Sonntag mitten im Alltag.
Gerhard Engelsberger
Über das Leben
Das Leben ist eine Chance - nutze sie.
Das Leben ist Schönheit - bewundere sie.
Das Leben ist Seligkeit - genieße sie.
Das Leben ist ein Traum - mach daraus Wirklichkeit.
Das Leben ist eine Herausforderung - stelle dich ihr.
Das Leben ist Pflicht - erfülle sie.
Das Leben ist ein Spiel - spiele es.
Das Leben ist kostbar - geh sorgfältig damit um.
Das Leben ist Reichtum - bewahre ihn.
Das Leben ist Liebe - erfreue dich an ihr.
Das Leben ist ein Rätsel - durchdringe es.
Das Leben ist ein Versprechen - erfülle es.
Das Leben ist Traurigkeit - überwinde sie.
Das Leben ist eine Hymne - singe sie.
Das Leben ist eine Tragödie - ringe mit ihr.
Das Leben ist ein Abenteuer - wage es.
Das Leben ist Glück - verdiene es.
Das Leben ist das Leben - verteidige es.
Mutter Teresa, indische Nonne albanischer Abstammung, Friedensnobelpreisträgerin.
Mein Herr und mein Gott
Du hast aus ihren geschäftigen Leben
Deine Diener Moses, Elijah, Johannes den Täufer,
Maria und Deinen Sohn in die Einsamkeit gerufen.
Du riefst in die Wüste,
Du riefst auf die Höhen der Berge,
Du riefst sie, dass sie mit Dir allein seien.
Ich habe weder Berg noch Wüste,
aber ich habe Zeit für die Stille.
Mein Gott, Du Schöpfer der Erde,
komm und heilige diese Zeit.
Komm und heilige diesen Raum,
verschone ihn von Lärm,
verschone ihn von Unruhe.
Möge er ein Dir dienender Raum werden.
Mein Gott, mach mich eins mit dem Chor derer,
die singen in Stille und Schweigen.
Die Stätte der Stille, die Zeit der Einsamkeit,
sie gehören Dir, Dir allein.
Sie segne Gott, der Vater, der Sohn
und der Heilige Geist.
Sören Kierkegaard
Stille ist etwas Gutes.
Aber wir kommen so selten dazu.
Arbeit und Stille gehören zusammen.
Aber oft regieren nur Stress und Hektik.
Eigentlich sind wir dafür.
Aber insgeheim laufen wir davor weg.
Zitate
Stille ernährt. Der Lärm verbraucht.
Reinhold Schneider
Stille ist nicht nur das Fehlen von Geräuschen. Stille ist vielmehr auch die Einkehr in sich selbst.
Willy Meurer
Je stiller du wirst, umso mehr kannst du hören.
Baba Ram Dass
Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden. Jean Paul
Aus dem Schweigen kommt alle Kraft.
Bernhard
Alles Große wird in der Stille geboren.
Friedrich Nietzsche
Nahezu alles Übel in der Welt hat eine Wurzel: dass wir die Stille nicht mehr suchen.
Blaise Pascal
Wenn die wichtigsten Entscheidungen unseres Lebens fallen, ertönen keine Trompe-ten. Unsere Bestimmung gibt sich still zu erkennen.
Agnes de Mille
Stille ist nicht nur das Fehlen von Geräuschen. Stille ist vielmehr auch die Einkehr in sich selbst.
Willy Meurer
Es liegt im Stille sein eine wunderbare Macht der Klärung, der Reinigung, der Sammlung auf das Wesentliche.
Dietrich Bonhoeffer
Um Kraft in der Öffentlichkeit zu haben, müssen wir Kraft im Verborgenen empfangen.
Charles Haddon Spurgeon
Was die Erde für den Baum ist, ist die Stille für die Seele.
Magnus Malm
Die Erde ist bis an den Rand mit dem Himmel gefüllt. Jeder noch so einfache Busch brennt mit dem Feuer Gottes. Aber nur, der es sieht, zieht seine Schuhe aus. Die anderen sitzen herum und pflücken Brombeeren.
Elizabeth Browning
Die wahre Entdeckungsreise ist keine Suche nach neuen Landschaften, sondern der
Wunsch, mit neuen Augen zu sehen.
Marcel Proust
Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.
Albert Einstein
Impulse, im Alltag zur Ruhe zu finden
Am gedeckten Tisch
Ich, wir, haben uns am reichlich und hoffentlich auch mit Liebe gedeckten Tisch niedergelassen. Eine kurze Zeit - schon eine halbe Minute tut gut - lassen wir unsere Augen still auf der für uns bereiteten Mahlzeit ruhen, geben der Freude an Gottes köstlichen Gaben und an unserer Tischgemeinschaft Raum. Und dann erst bete ich:
Alle guten Gaben,
alles, was wir haben,
kommt, o Gott, von dir.
Dank sei dir dafür!
Aus: Dr. Reinhard Deichgräber, Sieben Wege in die Stille
Rituale der Stille
Ein Ritual ist eine nach festen Regeln ablaufende Handlung mit Symbolgehalt. Wer Kinder kennt, weiß, wie hilfreich immer gleich bleibende Rituale sind, damit sie zur Ruhe finden. Ein Ritual schenkt Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit, und schafft so den Rahmen für Entspannung. Rituale erleichtern den Ein- und Ausstieg in Ruhephasen, weil sie den Beginn und das Ende der Ruhezeit klar markieren. Körper und Seele verstehen durch sie leichter: Jetzt ist nicht mehr Hektik und Arbeit angesagt, sondern Ruhe, Besinnung und Entspannung.
Anfangsrituale – mögliche Rituale, um eine Ruhezeit einzuläuten:
– den Ruheraum bewusst betreten
– ein angenehmes Getränk in Ruhe trinken
– eine Kerze anzünden
– mehrmals tief durchatmen
– Muskeln anspannen und entspannen
– mit einem Gegenstand, wie beispielsweise einem Stein, symbolisieren was belastet - und es bewusst loslassen
Abschlussrituale – mögliche Rituale, um die Ruhezeit beenden zu können:
– konzentriertes Aufstehen und Hinstellen
– die Kerze auslöschen
– die Arme symbolisch für das Leben öffnen
– einige Energie spendende Bewegungen wie Armkreisen
– den Raum mit einem festen Schritt bewusst verlassen
Sonstiges: Gegenstände, die die Stille erleichtern: Stein, Kerze, ein Getränk…
Aus: Jahr der Stille Ideenheft • Kerstin Hack • Verlag „Down to Earth“, Berlin
Lectio Divina - die Praxis des „göttlichen“ oder „geheiligten“ Lesens - ist ein langsames, bewusstes Lesen und Meditieren einer Bibelstelle. Sie ist darauf ausgerichtet, offen zu werden für Gottes Gegenwart und seine Führung in unserem Leben.
1. Lese: Beim ersten Mal lese ich den Bibeltext einfach laut vor.
2. Höre: Frage beim zweiten Lesen: „Was berührt mich heute in dem Text?“
3. Antworte: Frage nach der dritten Lesung: „Wozu lädt mich Gott heute ein? Was soll ich tun?“
4. Ruhe: Frage während der vierten und letzten Lesung nichts; entspanne dich in Gottes Gegenwart und erfahre seine Führung durch sein Wort.
5. Notiere: Schreibe auf, was Gott dir heute gesagt hat.
6. Bete: Bitte Gott um seine Kraft, das Gehörte in deinem Alltag umzusetzen.
Kai S. Scheunemann, in: Jahr der Stille Ideenheft
Die Stille des Sonnenaufgangs erleben
Warten Sie nicht ungeduldig auf den Aufgang, sondern entspannen Sie sich und nehmen Sie wahr, was Sie sehen, was Sie hören, was sich verändert. Träumen Sie mit offenen oder halb geschlossenen Augen. Vergessen Sie Raum und Zeit. Wenn die Sonne aufgegangen
ist, warten Sie noch einige Minuten, um den Wahrnehmungen nachzuspüren.
Danach singen, Worte der Bibel hören, beten.
Lieder: Die güldne Sonne voll Freud und Wonne
Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne
Bibelworte - z. B.: 1. Mose 1,3–5; 1. Mose 8,21b–22; Psalm 19,1–7; Prediger 1,5+9; Matthäus 5,45
Willi Stiel, in: Jahr der Stille Ideenheft
Ich lese meinen Lieblingstext
Ich gönne mir etwas Zeit und schlage in meiner Bibel meinen Lieblingstext auf. Ich lese laut. Ich lese aufmerksam. Ich lese lauschend. Das Wort möchte in mir klingen. Ich denke nicht über den Text nach. Ich bin nur Ohr. Das Lesen füllt mich ganz aus. Wenn ich zu Ende gelesen habe, schließe ich meine Augen und lasse den Text ein wenig in mir nachschwingen und nachklingen. Ich schließe die Übung mit einem kurzen Gebet: „Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg." (Psalm 119,105).
Aus: Dr. Reinhard Deichgräber, Sieben Wege in die Stille
30 Sekunden Stille: Eine Gebetspause für Familien
Oft fällt es schwer, das Tischgebet im Familienalltag bewusst zu beten und zugleich einen Moment inne zu halten, bevor die Mahlzeit eingenommen wird. Aus diesem Grund haben wir ein Experiment gestartet: Vor unserem Tischgebet halten wir bewusst 30 Sekunden Stille – und das mit vier Kindern im Alter von ein bis sieben Jahren!
Anschließend beten oder singen wir „Jedes Tier hat sein Essen, jede Blume trinkt von dir, hast auch uns nicht vergessen, lieber Gott, wir danken dir“, (z.B. auf die Titelmusik von Jim-Knopf). Alternativ beten wir „Alle guten Gaben …“ zum Klatschrhythmus von „We will rock you.“
Das Gebet, das in diese Stille hinein gesprochen wird, klingt anders, wird von uns allen anders gemeint und auch von den Kindern anders erlebt: Als ein Moment der Besinnung, dass alle guten Gaben von Gott kommen und dankbar entgegen genommen werden können. Nicht immer gelingt es, manchmal lachen wir oder die Kinder in die Stille hinein. Aber wenn es gelingt, bereitet uns die Stille auf die Begegnung mit Gott vor.
Dr. Christian Brenner, in: Jahr der Stille Ideenheft
Reflexion
Wer zur Ruhe kommen will, muss loslassen können. Dazu gehört der Rückblick auf das, was hinter einem liegt. Das fällt am leichtesten, wenn man sich eine bestimmte Methode als Reflexionsmuster angewöhnt hat.
Reflexion nach der Hand-Methode
Daumen: Was war gut? Was hat mir an der zurückliegenden Zeitphase (ein Tag, ein Projekt, eine Woche, ein Jahr) gut gefallen und gut getan?
Zeigefinger: Was will ich mir merken? Was habe ich gelernt? Was ist mir wichtig geworden? Was will ich festhalten?
Mittelfinger: Was hat mir nicht gefallen? Was stinkt mir? Was war nicht gut? Was lief schief?
Ringfinger: Was hat mich mit anderen verbunden? Was hat die Verbundenheit mit anderen Menschen gestärkt? Was trug dazu bei, dass ich Menschen nah war?
Kleiner Finger: Was kam zu kurz? Was hat mir gefehlt? Was hätte ich mir noch gewünscht?
Wer seine Gedanken und Gefühle mit Hilfe dieser Reflexionsmethode sortiert hat, dem fällt es leichter, Geschehenes loszulassen oder es denkend und betend weiter zu bewegen.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass man das Handwerkszeug immer dabei hat. Sie eignet sich für kurze Blitzreflexion ebenso wie für tieferes Nachdenken und Analysieren. Einsetzbar ist sie in den unterschiedlichsten Lebenssituationen, etwa nach jedem Arbeitstag, einer Begegnung, einer Arbeitssitzung, einer Vorlesung oder einem Urlaub. Kerstin Hack, Stille - Impulse, im Alltag zur Ruhe zu finden
Stille Momente
Wer von morgens bis abends pausenlos hetzt, vermindert nicht nur seine Lebensfreude, sondern auch seine Schaffenskraft. Kleine Pausen helfen, Energie zu tanken.
20 Sekunden Wahrnehmungspausen:
Wer 20 Sekunden innehält und etwas bewusst betrachtet - etwa ein Bild oder eine Pflanze - und sich darüber freut, der entspannt. Das Hirn erhält durch Ausschüttung von Glückshormonen neue Kraft. Manche Menschen haben in einer Hosentasche eine Kaffeebohne, die sie, wann immer sie etwas Schönes betrachten, von einer Tasche in die andere gleiten lassen. Am Abend können sie mit Hilfe der Kaffeebohne den Tag noch einmal Revue passieren lassen: Was habe ich heute Schönes wahrgenommen?
Eine-Minute-Umschaltpausen:
Zeit-Managementexperten empfehlen, nach jeder abgeschlossenen Tätigkeit eine Minute Pause zu machen. In dieser Pause kann man noch einmal zurückblicken und sich selbst Lob und Anerkennung zusprechen: „Ja, das habe ich fertig gestellt. Das ist gut so.“ Es empfiehlt sich auch, in diesen kurzen Pausen den Körper in eine andere Position zu bringen, tief durchzuatmen, sich zu räkeln und zu strecken.
Längere Kurzpausen:
Das Hirn kann nicht ununterbrochen „powern“. Um leistungsfähig und entspannt zu bleiben, empfiehlt es sich, alle 90 Minuten einige Minuten Pause zu machen und sich etwas zu bewegen. Vielleicht möchtest du eine Kleinigkeit essen? Oder einfach nur einige Minuten dasitzen und gar nichts tun.
Kerstin Hack, Verlag „Down to Earth“, Berlin, in: Ideenheft zum Jahr der Stille
Dankbarkeit wecken Zielgruppe: Familien, Kinder
Spaziergang oder Waldläuferspiel mit anschließender Dankrunde.
In Kleingruppen Spaziergang machen und dabei verschiedene Aufgaben erfüllen.
Hören: Wie viele verschiedene Vögel hört ihr? Verschiedene andere
Geräusche herausfinden, z.B.Wind, Bachplätschern, Autos.
Riechen: Verschiedene Waldmaterialien wie Moos, Holz, Tannennadeln usw. erriechen.
Tasten: Verschiedene Moossorten, Tannennadeln, Tannenzapfen, Rinde usw. ertasten
Sehen: Verschiedene Baumsorten benennen, Figuren aus Sträuchern oder Baumstümpfen erkennen.
Schmecken: Lebensmittel schmecken, die im Wald vorkommen, aber vorher gekauft wurden, z. B. Beeren, Nüsse, Wasser.
Letzte Station: (evtl. mit allen Gruppen zusammen)
Danke an Gott mit Liedern und Gebet.
Die Kinder bringen etwas Schönes aus dem Wald mit, wofür sie Gott danken. Arbeitsmaterial: Lebensmittel für die Schmeckstation. Bibellesebund, Marienheide, in: Jahr der Stille Ideenheft
Sinnlich
Stellen Sie sich bei Sonnenschein ans Fenster, schließen Sie die Augen und halten Sie Ihr Gesicht 60 Sekunden lang der Sonne hin. Lassen Sie sich von Wärme und Licht durchfluten. Spüren Sie, dass Sie heute leben, dass Sie atmen. Schließen Sie die Zeit mit einem inneren "Danke" an Gott.
Wiederholen Sie das jeden Tag, wenn die Sonne scheint.
(Nebeneffekt: Wenn Sie dies wirklich tun, werden Sie bemerken, wie oft die Sonne scheint…)
Am Tag der deutschen Einheit: Zwei Minuten Stille, 20 Minuten Dank
Anregung vom „Jahr der Stille 2010“: Gott hat mit dem Mauerfall viel geschenkt - 20 Jahre deutsche Einheit - das sollten die Deutschen am Tag der Deutschen Einheit, dem 3. Oktober, mittags um 12 Uhr mit zwei Minuten Stille auf allen öffentlichen Plätzen und Straßen feiern, um sich anschließend 20 Minuten lang dankbar zu erinnern.
Diese Idee hat die christliche Initiative „Jahr der Stille 2010“ (Marienheide bei Gummersbach) entwickelt. Es gelte, die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR und den Weg zur deutschen Einheit wieder neu ins Bewusstsein zu rufen, heißt es in einer Pressemitteilung der Projektgruppe „3-Oktober-Gott-sei-Dank“. Familien, Gruppen, Vereine und Kirchengemeinden sollten kreative Ideen entwickeln, um den Tag angemessen zu feiern. In den 20 Minuten Dank solle die Freude im Mittelpunkt stehen - unabhängig von der Religionszugehörigkeit der Feiernden.
Pfarrer Wolfgang Breithaupt (Wietenhagen bei Greifswald), Vorsitzender vom „Jahr der Stille“, erklärt: „Wer dankt, wird nachdenken. Wer nachdenkt, wird entdecken, dass Gott uns mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung viel geschenkt hat.“ Der 3. Oktober sei deshalb zum Nachdenken und Danken der richtige Anlass.
Kleine Selbsterforschung
Auf welchen Schultern stehst du?
In wessen Spuren gehst du?
Mit welchen Augen siehst du?
In welchen Büchern liest du?
Mit welchem Segen lebst du?
An welchen Plänen webst du?
An welchen Orten weilst du?
Und wessen Leben teilst du?
Klaus Nagorni
Das Gedicht von Klaus Nagorni hat viele Fragen an uns. In der Stille zu sein bzw. Zeit für sich zu nehmen heißt auch immer „mich mit mir selbst zu beschäftigen“. Vielleicht kann dieses Gedicht uns helfen, zu uns zu finden und uns dadurch in die Stille führen.