Gedichte

Mit ungeheurer Beständigkeit
ist die Sonne jeden Morgen wieder da,
hinter Wolken, als wolle sie uns schützen
aber hell und direkt wie sichtbares Glück.
Jeder Tag kann ein Neubeginn sein.
In unseren Haltungen muss nichts endgültig sein.
Ulrich Schaffer

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Es wachse in uns der Mut,
uns einzulassen auf dieses Leben
mit all seinen Widersprüchen, mit all seiner Unvollkommenheit,
dass wir beides vermögen: kämpfen und geschehen lassen,
ausharren und aufbrechen, nehmen und entbehren.

Es wachse in uns der Mut,
uns liebevoll wahrzunehmen,
uns einzulassen auf andere Menschen und ihnen teilzugeben an dem,
was wir sind und haben.

So seien wir gesegnet und mit uns die Menschen, die zu uns gehören,
dass wir inmitten dieser unbegreiflichen Welt den Reichtum des Lebens erfahren.
aus: Antje Sabine Naegeli, ,
© Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG, Eschbach / Markgräflerland, . Auflage

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Mein sind die Jahre nicht,,
die mir die Zeit genommen.
Mein sind die Jahre nicht,
die etwa möchten kommen.
Der Augenblick ist mein,
und nehm ich den in Acht,
so ist der mein,
der Jahr und Ewigkeit gemacht.
Andreas Gryhius

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Zur Nacht hat ein Sturm alle Blätter entlaubt
sieh sie an die knöchernen Besen
Ein Narr, wer bei diesem Anblick glaubt,
es wäre ja Sommer gewesen.
Und ein größerer Narr, wer träumt und sinnt,
es könnt je wieder Sommer werden.
Und grad diese gläubige Narrheit, Kind,
ist die sicherste Wahrheit auf Erden.
Ernst Ginsberg

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Ein Winterabend
Wenn der Schnee ans Fenster fällt,
Lang die Abendglocke läutet,
Vielen ist der Tisch bereitet
Und das Haus ist wohlbestellt.

Mancher auf der Wanderschaft
Kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
Aus der Erde kühlem Saft.

Wanderer tritt still herein;
Schmerz versteinerte die Schwelle.
Da erglänzt in reiner Helle
Auf dem Tische Brot und Wein.
Georg Trakl

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Wintereinbruch
In die Hektik des Alltags
musste Schnee fallen,
        um Übereifrige
        sacht zu bremsen,
Realisten unter uns
zum Staunen zu bewegen
      und den Geringsten
      ermutigend zu zeigen,
     dass auch sie
     auf ihren Wegen
     Spuren hinterlassen
Klaus Huber

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Winterzauber
Markt und Straßen stehn verlassen
still erleuchtet jedes Haus
sinnend geh ich durch die Gassen
alles sieht so festlich aus.

An den Fenstern haben Frauen
buntes Spielzeug fromm geschmückt
tausend Kindlein steh'n und schauen
sind so wunderstill beglückt.

Und ich wandre aus den Mauern
bis hinaus ins freie Feld
hehres Glänzen, heilges Schauern
wie so weit und still die Welt!

Sterne hoch die Kreise schlingen
aus des Schnees Einsamkeit
steigts wie wunderbares Singen
Oh du gnadenreiche Zeit!
Joseph von Eichendorff (1788-1857)

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Der Knoten
Als ich in Jugendtagen
Noch ohne Grübelei,
Da meint ich mit Behagen,
Mein Denken wäre frei.
Seitdem hab ich die Stirne
Oft auf die Hand gestützt
Und fand, dass im Gehirne
Ein harter Knoten sitzt.
Mein Stolz, der wurde kleiner.
Ich merkte mit Verdruss:
Es kann doch unsereiner
Nur denken, wie er muss.
Wilhelm Busch (1832-1908)

<>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <>< <><

Du kannst nie tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unserer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit
Arno Pötzsch

download